Wahlkampf in Zeiten des Wahnsinns
„Wie soll ich wahlkämpfen – in Zeiten des Wahnsinns?“ fragt der Spitzenkandidat der Hietzinger Grünen Johannes Stöckler in seinem Blog (Leseempfehlung!). Auch mich bedrückt das Gefühl, mich hier in der lebenswertesten Stadt der Welt, für noch ein bisschen mehr Lebensqualität einzusetzen. Wir wünschen uns schönere Plätze zum Flanieren, während tausende Menschen auf Plätzen schlafen, die sich wünschen würden, jemals so schön wie unsere vorhandenen zu werden. Wir sorgen uns um unseren komfortablen Wohnraum, während Millionen Menschen auf der Flucht froh über ein Zelt und eine Matte sind. Und wir sorgen uns um unser gutes Leben, während andere ums Überleben kämpfen.
Können wir unter diesen Umständen wahlkämpfen? Ich sage: Ja, wir müssen! Der „Wahnsinn“, den wir dieser Tage erleben müssen, ist keine Naturkatastrophe, die über uns hereinbricht. Der Wahnsinn ist ein mehr oder weniger gewolltes völliges Versagen der politischen Systeme. So sehr es nötig ist, Menschen in Not zu helfen, so sehr ist es auch nötig, eine solidarische Gesellschaft politisch zu verankern – durch zivilgesellschaftliches Engagement, durch öffentlichen Diskurs und durch Wahlen. Viele von uns glauben eine positive Veränderung in der Gesellschaft zu spüren – mehr als 20.000 haben vergangenen Montag demonstriert.
Wir müssen bei der kommenden Wahl dafür sorgen, dass Hilfsbereitschaft und Solidarität zum politischen Programm wird. Es braucht uns Grüne, um die Europäische Union zu einer Union der Menschen zu machen, um in Österreich funktionierende Hilfsstrukturen zu schaffen und um Vertriebene und Schutzsuchende nicht nur im Nachbardorf willkommen zu heißen. Und wir müssen dafür sorgen, dass die Hetzer und Angstmacher möglichst in der Bedeutungslosigkeit versinken. Unser Viktor Orban heißt Heinz Christian und Heinz Christian darf niemals in einer Regierungsfunktion sein.
In diesem Sinne: Gehen wir´s an.