Geschlecht und Clearing

Kontexte einer Berufsorientierungsmaßnahme für behinderte und benachteiligte Jugendliche. Forschungsbericht – eingereicht als Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien im Dezember 2006

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Mit der fortdauernden Ungleichbehandlung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt entwickelte sich die Frage der Geschlechtergleichstellung in den letzten Jahrzehnten zu einem unumgehbaren Aspekt im Feld der Arbeitsmarktpolitik. Die Berücksichtigung der Geschlechterverhältnisse in der Konzeption und Durchführung von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen im Sinne der Gender Mainstreaming-Strategie hat sich vor allem durch die beschäftigungspolitischen Ziele der Europäischen Union in Österreich zum allgemeinen Standard entwickelt. Wo es aber um besonders förderungswürdige Personengruppen wie Menschen mit Behinderung geht, wurde der Geschlechteraspekt bis vor wenigen Jahren in Forschung und Praxis kaum berücksichtigt. Die Benachteiligung am Arbeitsmarkt aufgrund einer Behinderung stellte sich über weite Strecken vor die Benachteiligung aufgrund des Geschlechts.

Mit der größer werdenden Anzahl und Vielfalt an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen zur Integration von behinderten Menschen in den Arbeitsmarkt und der teilweisen Finanzierung dieser durch Strukturförderungsmittel der EU wird Geschlechtergleichstellung nun auch in diesem Segment der Arbeitsmarktpolitik zur relevanten Frage. Die vorliegende Untersuchung versucht, die umfangreich vorliegenden Erkenntnisse der Arbeitsmarkt(-politik)-Forschung auf das spezielle Arbeitsmarktsegment von behinderten und benachteiligten Jugendlichen zu übertragen.

Gegenstand der Untersuchung ist die arbeitsmarktpolitische Maßnahme „Clearing“, ein Unterstützungsangebot für behinderte und benachteiligte Jugendliche an der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf. Ausgehend vom politischen Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt wird zum Einen untersucht, in welcher Form der Geschlechteraspekt in der Programmatik und in der Durchführung der Maßnahme Berücksichtigung findet. Zum Anderen wird die Auswirkung der Maßnahme – die im Wesentlichen mit der Berufswahlentscheidung der TeilnehmerInnen umschrieben werden kann – auf die Geschlechterverhältnisse in der Arbeitswelt betrachtet.